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Gefangene der Not

2. Erzählung aus Band 76, Der Eremit

1. Alte Schuld: Hohenthal: Die Tochter des Schreibers Beyer wurde von Fritz Seidelmann gewaltsam geschwängert. Als Beweis, dass er der Täter war, besitzt Auguste Beyer einen Ring, den er bei der Tat verlor. Doch statt zu seinem Vergehen zu stehen, zeigt er - auf Empfehlung seines frömmelnden Onkels August - das Mädchen wegen Diebstahl an. Auch ansonsten spielt Fritz der Familie seines Schreibers übel mit: Er verbietet, weil Beyer ja in Anstellung sei, dass der Mann den Armenarzt zu seiner kranken Frau kommen lässt - doch für den regulären Arzt fehlt das Geld. Weiterhin verhindert der junge Seidelmann, dass Beyer eine besser bezahlte Stelle annehmen kann - die Kinder zu Hause leiden Hunger. Und für die freiwillige Sonntagsarbeit verweigert er die Zahlung von zusätzlichem Gehalt.

2. Sklaven des Elends: Beyer versucht mit Notlügen, seiner todkranken Frau ihre tatsächliche Situation zu verheimlichen. Doch dann findet die Polizei in ihrer Wohnung Seidelmanns Ring: Auguste wird als Diebin, ihr Vater als Hehler verhaftet.

3. Helfer: Auch Eduard Hauser hat seine Sorgen: Zwar haben ihm Förster Wunderlich und dessen "Vetter Arndt" - ein geheimnisvoller Fremder, der dem Buschgespenst, einem gefährlichen Verbrecher, das Handwerk legen will - aus seiner ärgsten Not geholfen, doch seine Geliebte Angelika, die Tochter seines Nachbarn Hofmann, will zu einem Maskenball gehen, zu dem sie ein Unbekannter eingeladen hat. So fasst der Junge den unseligen Entschluss, mit einem Brief, den er mit "das Buschgespenst" zu unterzeichnen gedenkt, den Kaufmann Strauch von dem Ball fernzuhalten und in dessen Kostüm sein Engelchen zu beschützen.

Auf dem Weg zur Stadt, wo er nach Arbeit nachfragen will, wird er Zeuge, wie Beyer und dessen Tochter zum Gefängnis gebracht werden. Derweil sind Beyers kleine Kinder bei Hausers Eltern untergebracht worden. "Vetter Arndt" hat nämlich im Wirtshaus erfahren, dass Frau Beyer, als sie von der Verhaftung ihres Mannes und ihrer Tochter erfuhr, vor Schreck verstorben ist. Da Arndt sowohl mit den Beyers als auch den Hausers verwandt ist - ohne diese Verwandtschaft jedoch jetzt schon bekannt geben zu wollen - fühlt er sich für deren Schicksal verantwortlich. So gibt er für die Unterbringung der Kinder das nötige Geld. Ihm gelingt es auch, den Schreiber gegen Kaution freizubekommen. Doch Gustel muss weiterhin im Gefängnis bleiben.

4. Ein Lebensschicksal erfüllt sich: Frierend läuft Beyer zurück nach Hohenthal. Unterwegs begegnet ihm ein Schlitten, in dem die Seidelmänner sitzen - dick in wärmende Decken gehüllt. Nur Hohn haben diese für den Mann übrig, an dessen Elend sie ganz alleine schuld sind. Einen heimlichen Blick auf seine Kinder erlaubt sich der Schreiber. Dann begibt er sich zum Leichenschauhaus, wo man ihn anderntags, seine verstorbene Frau fest im Arm, vorfindet: verhungert und erfroren.

5. Hinter den Mauern: Eduard gelingt es, sein Engelchen vor den Zudringlichkeiten des jungen Seidelmann - denn niemand anders als dieser ist der unbekannte Einladende - zu schützen. Um sich dafür zu rächen, wird er daraufhin von Fritz Seidelmann beanzeigt: Aufgrund des unglückseligen Briefes verhaftet man Eduard als das Buschgespenst. Als Angelika davon erfährt, schießt sie auf Fritz Seidelmann und muss auch ins Gefängnis. Dort wird sie mit Auguste Beyer zusammen in eine Zelle gelegt. Als Gustel von Angelika erfährt, was mit ihrer Familie geschehen ist, fasst sie den Entschluss, Fritz Seidelmann zu töten.

Zwischenzeitlich gelingt es Arndt jedoch, das tatsächliche Buschgespenst - eben Fritz Seidelmann - zur Strecke zu bringen. Sterbenskrank gesteht dieser nun, dass die Inhaftierten alle unschuldig seien: Die Drei kommen frei. Gustel, die bei Förster Wunderlich untergebracht wird, hält es dort jedoch nicht lange aus. In ihrem Leid zieht es sie zum Grabe ihrer Eltern, wo sie auch ihr Kind zur Welt bringt. Voller Verzweifelung erwürgt sie das Kleine und muss als Kindesmörderin wieder hinter feste Mauern.

6. Aufbruch: Arndt kauft den Seidelmann´schen Besitz auf und setzt Eduard als Verwalter ein. Mittlerweile hat er auch sein Inkognito gelüftet.                                                                

Eduard führt das Geschäft so vorteilhaft, dass er bald seine Angelika heiraten kann. Bei der Hochzeitsfeier bringt der alte Wunderlich einen eigenwilligen Toast auf die Frauen im Allgemeinen aus - sehr zum Vergnügen der Anwesenden. Von Arndt erhält der junge Hauser nun das Geschäft als Hochzeitsgeschenk sowie etliches Kapital, damit in Hohenthal Gutes zu tun. So verfliegen auch die letzten bösen Erinnerungen an die Vergangenheit - lediglich das Schicksal von Gustel Beyer ist noch ungewiss. Doch auf Arndts Gesuch beim König soll auch ihr Gnade werden. Gemeinsam will man dem Mädchen helfen, einen neuen Lebensbeginn zu schaffen.

Hubert Dörrenbächer

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