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Resümee Die
Bände 61 - Der
Derwisch, 62 - Im Tal des Todes sowie 63 - Zobeljäger und Kosak bilden
die Rahmenhandlung des 4. Lieferungsromanes für den Verlag Münchmeyer: Aus
verschmähter Liebe vernichtet Ibrahim Bei, hoher Beamter bei der Pforte in
Konstantinopel, die Familie von Adlerhorst: Der Vater, deutscher Konsul in Aden,
wird getötet, die Mutter und ihre Kinder Hermann, Martin, Gottfried und Lisa (Tschita)
werden in die Sklaverei verkauft. Sein Helfershelfer bei dieser Tat ist der
ehemalige Kammerdiener Florin, der seiner Herrin ebenfalls zu nahe trat und
deshalb entlassen wurde. Hermann kommt in gute Hände und wird später auf Grund
seiner Sprachkenntnisse Agent des deutschen Geheimdienstes. In dieser Stellung
macht er es sich zur Aufgabe, seine Familienangehörigen aufzufinden und sie zu
retten. Zusammen mit dem Bruder seiner Mutter, Lord Lindsay, sowie seinem Freund
Paul Normann finden sie in Konstantinopel die Schwester Lisa, aber auch Ibrahim
Bei sowie den ehemaligen Kammerdiener, der hier als Derwisch Osman auftritt.
Eine Frau aus dem Harem des Bei, Zykyma, gibt erste Hinweise auf einen weiteren
Verwandten: Sie hat in Russland einen Hauptmann Bogumir Orjoltschaschtscha, also
Gottfried Adlerhorst kennengelernt. Der
Versuch, die Frauen zu befreien, misslingt. In Tunis schließlich erlangen
Tschita und Zykyma ihre Freiheit. Ein Attentat von Ibrahim und dem Derwisch auf
das Oberhaupt von Tunis kann von den Freunden verhindert werden, Ibrahim flüchtet,
Osman wird verhaftet. Martin
wurde von einem amerikanischen Pflanzer aufgezogen. Durch Intrigen einer
Verbrecherbande, zu der auch Bill Newton, kein anderer als der geflüchtete
Derwisch Osman, stößt, verliert der Pflanzer Hab und Gut und zieht sich mit
seiner Tochter Almy, als "Paloma nakana, die Taube des Urwaldes" von
den Indianern verehrt, in die Wildnis zurück. Martin macht sich auf die Suche
nach dem Neffen des Farmers, um die Gründe für die Verschwörung aufzudecken.
Beide bleiben dann jedoch verschwunden. Erst Old Firehand, der früher als Oberförster
bei den von Adlerhorst`s in Dienst war, und Winnetou zusammen mit dem Kleeblatt
entdecken die Zusammenhänge und können in einem Quecksilberbergwerk die
Verschollenen finden und retten. Die Bande wird verhaftet, lediglich Bill Newton
kann entfliehen. Gottfried
ist als Pflegesohn eines russischen Grafen durch die Habgier dessen Neffen
zusammen mit seinem Pflegevater in die Verbannung geschickt worden. Das
Kleeblatt, das sich auf Hermann`s Wunsch nach Sibirien begeben hat, kann jedoch
auch diese Verschwörung aufdecken und zu einem guten Ende bringen. In dem
beteiligten Kaufmann Fedor Lomonow erkennen sie den ehemaligen Kammerdiener und
verhaften ihn. Auf
der Rückreise nach Deutschland - wie immer ist Lindsay mit seiner Jacht zur
Stelle - trifft man auf ein Schiff mit Ibrahim an Bord. Aus Angst vor seiner
Verhaftung erschießt sich dieser. Der gefangene Florin wird im Kielraum des
Schiffes von Ratten aufgefressen. In
Deutschland stattet das Kleeblatt Old Shatterhand in seiner Wohnung einen Besuch
ab. Band
60 - Allah
il Allah erzählt eine in sich abgeschlossene Episode aus dem 4.
Lieferungsroman: Kara
Ben Nemsi trifft auf seinem Ritt von Tunis nach Ägypten (Band 1 - Durch
die Wüste) auf einen Beduinenstamm, der sich durch Machenschaften des
Bruders des verstorbenen Scheiks in Schwierigkeiten befindet: Durch
Einflussnahme russischer und türkischer Diplomaten soll der Stamm zu einem
Aufstand gegen den Khedive von Ägypten bewegt werden. Doch Kara Ben Nemsi kann
eingreifen, die Khanum retten und dem Stamm einen ägyptenfreundlichen Scheik
geben. In
Band 78 - Das
Rätsel von Miramare, 2. Erzählung In den Gewölben von Schloss
Grafenreuth wird das Ende der Verbrecher an der Familie Adlerhorst in einer
dem Original näheren Fassung wiedergegeben: In Deutschland gelingt es dem
Kleeblatt, den Bei und Florin durch verschiedene Listen festzusetzen - Florin
erschießt den Bei und begeht dann Selbstmord. Der
Karl-May-Verlag hat schon sehr früh die Rechte an den Lieferungsromanen
erworben. Es war
May`s Vorstellung, diese Bücher zurückzugewinnen, sie zu überarbeiten und
dann in die Gesammelten Werken einzureihen. Entsprechend diesem Vermächtnis
hat der Verlag den Roman Deutsche Herzen, deutsche Helden in den Jahren
1931-1934 überarbeitet und vollständig neue Bücher geschaffen. Wohl
entsprechen sie in ihrer Form vielen anderen Werken des Autors, doch als
"Karl May Buch" dürften sie - meiner Ansicht nach - nicht bezeichnet
werden. Statt eindeutiger Hinweise auf diese Tatsache macht der Verlag im
Vorspann glauben, die Werke seien von May selbst verfasst ( Zitat Vorspann z.B. Der
Derwisch, 434. Tsd.: "Der vorliegende Roman ... ist der erste
Teil des von Karl May ... geschriebenen vierten Münchmeyer-Romans `Deutsche
Herzen, deutsche Helden`....). Mit dem May`schen Werk haben die Bücher aber
tatsächlich nur die Rahmenhandlung gemein. Figuren verschwinden (Semawa, Banda,
die zweite Schwester Magda), selbst Personen, die im Original tragende Bedeutung
haben, verschwinden ganz (Oskar Steinbach) - seine Aktivitäten werden anderen
Handelnden zugeschrieben: In "Allah.." Kara Ben Nemsi, im "Tal
des Todes" Old Firehand, ansonsten Hermann von Adlerhorst. Andere Personen
werden - dem übrigen Werk des Schriftstellers angepasst - einfach umbenannt:
Aus Lord Eagle-nest wird David Lindsay, Sam Barth und die Brüder Snaker werden
zu Sam Hawkens und dem Kleeblatt, der Apatschenhäuptling Starke Hand wird zu
Winnetou u. dgl. mehr. Dadurch
ergeben sich auch geänderte Handlungen: Ist im Original z.B. die abgeschnittene
Nase von Jim Snaker Grund dafür, dass Sam Barth und seine Freunde in das
Geschehen eingreifen, so ist es beim Karl-May-Verlag der Mörder der Tante Droll.
Ist es im Original der Kampf Hilals mit den Arnauten um die Ehre der ihm
unbekannten Hiluija, der ihn erst mit Steinbach bekannt macht, wird Hilal beim
Karl-May-Verlag nach einem Sandsturm gefunden. Der Kampf mit den Arnauten ist
hier erst Schlusskapitel, Hiluija ist mittlerweile seine Frau. Ist im Original
der Zobeljäger Nr. 84 der verbannte Maharadscha Banda, Semawa`s Vater, dessen
Stelle Graf Polikeff einnehmen will, so wird er beim Karl-May-Verlag zum Grafen
Wassilkowitsch, dem Pflegevater von Gottfried. Die Reihe der Beispiele ließe
sich beliebig fortsetzen. Das
Original ist durch seine vielen Reden (Zeilenschinderei) vielfach langatmig,
auch fehlen verschiedentlich Passagen, die das Geschehen logischer erscheinen
lassen (z.B. wieso bemüht sich Steinbach sosehr um das Schicksal derer von
Adlerhorst, welche Schuld seines Vaters hat er abzutragen?). Korrekturen
in dieser Richtung hätten meiner Meinung nach auch aus dem Original einen
lesenswerten Roman entstehen lassen können, der die Bezeichnung
"Karl-May-Buch" vielleicht verdient gehabt hätte. So liegen uns im
Rahmen der Gesammelten Werke jedoch nur Bücher vor, die eigentlich als
"Schmid oder Kandolf, frei nach Karl May" zu bezeichnen wären. Hubert
Dörrenbächer |
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