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Resümee Der
Fremde aus Indien (Band 65 GW) erzählt die Rahmenhandlung des "Verlorenen
Sohnes": Gerhard
Burg/Gustav Brandt wird zu Unrecht eines schweren Verbrechens beschuldigt und
muss fliehen. Als reicher Fürst kehrt er zurück, beweist seine Unschuld und
kann den tatsächlichen Täter, einen Verbrecher übelster Sorte, der gerechten
Strafe zuführen. Im
Buschgespenst (Band 64 GW) wird die Schmugglergeschichte widergegeben. Aus
dem Fürsten von Befour/van Zoom ist jetzt Vetter Arndt geworden, die Rolle der
Waldkönige hat das Buschgespenst übernommen. Wie
auch im Fremden
... ist hier ein - offensichtlich für die Jugend geschriebener -
Kriminalroman entstanden. Die "unsittlichen" Szenen wurden entschärft,
das Ganze fließender gestaltet - obwohl stellenweise noch Originaltext zu
finden ist (z.B. Kapitel 14 in Band 64). Im Verlorenen
Sohn (Band 74 GW) werden die Geschehnisse um Petermann und Heilmann sowie die
Familie von Scharfenberg, aber auch die Episode vom Ende des Hauptmannes
verarbeitet. Da Franz von Helfenstein jedoch schon im Fremden ... verhaftet
wurde, musste hier ein fiktiver "Pascherkönig" erfunden werden. Auch
Heilmann, dessen Erlebnisse im Original keinen Abschluss finden, erhält hier
eine tragende Rolle. Sklaven
der Schande (Band 75 GW) nun schildert die Geschehnisse um das
Residenztheater, klärt aber auch die Hintergründe der Petermann-Episode auf.
Hier wurde bewusst auf den Originaltext - auch in seiner kolportagetypischen
Langatmigkeit - zurückgegriffen, von einigen geringen Überleitungen abgesehen.
Als ich das Buch vor Jahren zum ersten Mal las, konnte ich nicht viel damit
anfangen; erst der Originaltext ermöglichte es mir, die hier geschilderten
Geschehnisse zu verstehen. Der
Eremit (1. Erzählung aus Band 76 GW) schildert den Schluss des
Originalromans: Eine weitere Kopie von Robert Bertrams Kette bringt die Familie
von Falkenstein ins Spiel. Ihr Ende, des Kranichs Liebesbeziehung zu Max Holms
Schwester sowie die Geschichte des Paukenschlägers Hauck - soweit sie nicht in Sklaven
der Schande eine Rolle spielte, bilden den Inhalt der Erzählung. Um die
Zusammenhänge zu verstehen, mussten vom Verlag in kurzen Abrissen bedeutende
Abschnitte aus den bisherigen Romanen wiedergegeben werden - was meine Nacherzählung
natürlich auch unverhältnismäßig ausdehnt. Karl May`sches Original ist nur
noch zum Teil vorhanden. Gleiches
ist zu Gefangene
der Not, der zweiten Erzählung aus Band 76 GW zu sagen. Sie handelt in
erster Linie vom Schicksal des Schreibers Beyer und seiner Familie. Hier hat man
- um es einmal salopp auszudrücken - das Gesamtwerk wie eine Zitrone
ausgequetscht und noch das Letzte als Erzählung herausgeholt. Alles
in Allem sind beim Karl-May-Verlag aus dem Verlorenen Sohn absolut
eigenständige Bücher entstanden. Während Der Fremde aus Indien und Das
Buschgespenst jedoch spannende Lektüre darstellen, wirken die anderen Bücher
eher wie gezwungen - schade. Wie schon bei Deutsche Herzen, Deutsche Helden bemerkt,
hätte man - mit vorsichtigen Korrekturen - aus dem Original auch ein
zufriedenstellendes Gesamtwerk schaffen können. Hubert
Dörrenbächer |
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